Tag 30: Veliko Gradiste – Donji Milanovac (74 km)

Dobardan,

Nach einem tollen Frühstück im Hotel Danubiapark muss ich zunächst erst einmal normal gehen. Ich habe so viel gegessen und mit dem vollen Magen benötige ich erst einmal ein oder zwei Kilometer langsames Einlaufen. Und dann geht es ab! Die ersten 22 Kilometer nach Golubac sind geschafft! Eine wunderschöne Stadt mit Strandpromenade. Der Reiseführer beziehungsweise die Karte hatte recht: Hier ist wirklich der schönste Teil Serbiens. Nach Golubac kommt die mittelalterliche Festung aus dem frühen vierzehnten Jahrhundert – echt cool das Teil, aber leider wegen Bauarbeiten gesperrt. Die hätte ich mir gerne angeschaut. Hier hat sich die Donau zu einem See mit schätzungsweise 5 Kilometer Breite aufgestaut. So breit wie der Bodensee!

Festung Golubac
Festung Golubac
Breiter Fluss
Breiter Fluss

Irgendwie fühle ich mich heute gar nicht so gut, mir ist unwohl. Habe ich etwas schlechtes getrunken/gegessen? Aber Weinen bringt auch nichts, also weiter. Ich setze mir ein Ziel: Um 13 Uhr bist du in Dobra bei Kilometer 46! Ich muss schon langsam kämpfen. Gott sei Dank ist es bewölkt. Trotzdem ist die Schwüle erdrückend. Hätte ich doch mehr zum Trinken mitgenommen. Es gibt hier wenige Verpflegungsmöglichkeiten. Aber es kommt Wasser aus den Bergen und das kann man trinken. An einer Stelle sauge ich ein Liter in mich rein und fülle die Flaschen. Die eine zum Trinken und die andere zum „Gießen“. Es hat wieder 33 Grad.  DSC_0666 Lauf Braitschi, lauf. Das sage ich jetzt auch schon zu mir und nochmal: Danke für die aufmunternden SMS, Emails… Auf der Straße sind jede 100 Meter Zahlen aufgespritzt: 9, 8, 7, 6, 5… bis 1. Null gibt es nicht, da kommt eine „volle“ Kilometerzahl die in meiner Richtung ständig abnimmt. „Noch einmal bis zur Kilometerzahl, noch bis 5 noch zweimal die 8… Dann wieder gehen. Noch vor 13 Uhr ereiche ich Dobra. Hier wäre eine Übernachtungsmöglichkeit, aber um 13 Uhr doch noch etwas zu früh. Obwohl ich schon ganz schön ausgemergelt bin, laufe ich weiter. Da war eh keiner da und das Restaurant hatte auch geschlossen – schade – habe Durst. Weiter geht’s – noch 14 Kilometer bis Lepenski Vir. Jetzt kommen die Tunnels. Ich packe mein Blinklicht aus. 21 Tunnels bis 370 Meter Länge, unbeleuchtet. Zum Blinklicht benötige ich sogar meine Taschenlampe vom Handy. Ich gehe auf dem schmalen Seitenstreifen. Trotzdem wird es ganz schön haarig, wenn sich auf deiner Höhe zwei Brummis begegnen. Das ist aber selten. Viel Verkehr hat es hier eigentlich nicht. 7 Tunnels packe ich mit mulmigem Gefühl. Danach hält ein Einheimischer Bauer an: „To dangerous, come on!“ „That’s right, why not“, denke ich mir. Die drei Kilometer haben mir gut getan (und von der Strecke abgezogen). Ich bekomme noch zum Dank, dass er mich mitgenommen hat, zwei Pfirsiche – danke Bauer.

DSC_0764So erreiche ich Lepenski Vir. Endlich trinken! Zwei Fanta und zwei Cola sind weg wie nix. Dann gehe ich noch schnell über einen kleinen Umweg zum Museum Lepenski Vir – es handelt sich hier um eine archäologische Fundstelle mit den Resten einer der ältesten Siedlung der Menschheit bis 8000 vor Christus. Da haben die aber eine Halle aufgebaut – wow. Nach 5 Minuten gehe ich wieder zurück. Mir läuft die Zeit davon. Jetzt habe ich 60 Kilometer und immer noch 14 Kilometer bis zum eingezeichneten Hotel vor mir. Ich gehe jetzt parallel zu der Hauptrolle auf einem alten und engen, über Klippen führenden Weg.

Kleiner Höhenpfad
Kleiner Höhenpfad
Coole Felsformation
Coole Felsformation

Es gibt wunderbare Ausblicke, marschiere in der schmalen Schlucht des Flüsschens Boljetin, wo ungewöhnliche Felsenformen, deren Schichten vertikal sind, entlang (leider alles verschmutzt). Jetzt noch ein längerer Anstieg (meist besser wie der Abstieg) und dann ein paar Kilometer wieder runter. Abschalten, zählen, jetzt bin ich da. Das Hotel liegt oben auf dem Berg – klasse. Heute bin ich ziemlich erledigt. Es ist ein riesiges Hotel, in Blöcken aufgeteilt, geschätzte 100 Zimmer – ich habe Zimmer 604C. Das Hotel hat die beste Zeit hinter sich. Im Restaurant, das für mich geöffnet wird, bin ich mal wieder der einzige Gast. Der Ober ist sehr nett und, so scheint es mir, an dem einzigen Gast Martin erfreut. Er schenkt mir noch nach dem Essen einen Apfel und ein Eis, ich etwas Trinkgeld. Jetzt sitze ich noch in der Lobby und schreibe diesen Bericht. Nur hier gibt es WLAN. Ach, ich könnte noch so viel erzählen… Lieber Patrick . Danke für den Tag 30 als Tagessponsor! Hartwig, du wirst das Ganze sicher mit dem Fahrrad einmal abfahren, wetten?

Tourdaten: 74 Km in 11h, Aufstieg 505m, Abstieg 445m, 5.540 Kcal Gesamt: 1.900 Km in 263h 20min, Aufstieg 5.227m, Abstieg 5.319m, 150.357 Kcal Es grüßt euch ein müder Martin